Peer Story

Führung in der Wissenschaft

Auch wer selbst noch keine Mitarbeitenden hat, kann schon jetzt Fähigkeiten und ein Gespür dafür entwickeln, wie er oder sie später einmal führen möchte – oder wie auch nicht. Prof. Dr. Matthias Karg teilt seine Erfahrung als Führungskraft in der Wissenschaft als Institutsleiter.
Was bedeutet für dich “gute Führungskultur”?

Gute Führungskultur beginnt damit, nicht nur die Namen der eigenen Mitarbeiter zu kennen. Ich finde Führung kann schlecht pauschalisiert werden und sollte auf die Charaktere der einzelnen Mitarbeiter – zumindest in einem bestimmten Umfang – eingehen. Wichtig ist mir zu erkennen, wieviel Freiraum jemand benötigt um Produktivität, Kreativität und im Idealfall Spaß an der Forschung zu fördern.

Gleichzeitig sollte man erkennen wo die Grenzen von Freiräumen liegen damit die zentralen Fragestellungen eines Projektes nicht aus dem Fokus geraten. Mit Konflikten lösungsorientiert umzugehen ist ebenso wichtig wie das Zeigen von Anerkennung und Vertrauen. Mir gefällt es am besten, wenn meine Begeisterung für eine wissenschaftliche Fragestellung auf den jeweiligen Mitarbeiter übertragen werden kann.

Kooperative Führung setzt für mich ein starkes gegenseitiges Vertrauen voraus und bedeutet dabei offen für Ideen zu sein – auch abseits des direkten Weges von A nach B in einem Forschungsprojekt.

 

Steht das aktuelle Wissenschaftssystem konträr zu einer kooperativen Führung?

Kooperative Führung setzt für mich ein starkes gegenseitiges Vertrauen voraus und bedeutet dabei offen für Ideen zu sein – auch abseits des direkten Weges von A nach B in einem Forschungsprojekt. Dazu gehört sicherlich auch Misserfolge in Kauf zu nehmen und aus dem vermeintlichen Scheitern zu lernen. Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn erhöht sich enorm, wenn man über den Tellerrand schaut und kreative Ideen zulässt. Ich bin überzeugt, dass diese Ideen oft in den Köpfen der Mitarbeiter entstehen.

Der Erfolg von Forschung wird im aktuellen Wissenschaftssystem oft am output gemessen. Wissenschaftler stehen der Herausforderung gegenüber möglichst viele Publikationen – am besten in hochrangigen Journalen – zu veröffentlichen, kontinuierlich Drittmittel zu akquirieren und aktuellen Forschungstrends zu folgen. Das hat zur Folge, dass man weniger Zeit hat Dinge zu hinterfragen, Entscheidungen zu überdenken und Kooperativität in der Führung zuzulassen.

 

In welchem Arbeitsrahmen kann man bestmögliche Forschung umsetzten?

Ganz klar, in einem kreativen, unbürokratischen Umfeld indem Qualität mehr bedeutet als Quantität und die Hierarchien flach sind. Das Aufgabenspektrum eines Universitätsprofessors jenseits der Forschung und Lehre ist immens gestiegen und Verwaltungsaufgaben beschränken kreative Freiräume und unkonventionelles Denken. Die Forschung kommt hierbei meistens deutlich zu kurz. Ebenso wirkt sich der Publikationsdruck mit dem ständigen Blick auf den Impact Faktor aus.

Ich denke, dass man bestmögliche Forschung nur in einem wissenschaftlich starken Umfeld umsetzen kann. Hierbei spielt das kollegiale Netzwerk eine ebenso wichtige Rolle wie die experimentelle Ausstattung.

 

Hast Du drei Karriere-Tipps für unsere Post Docs?

1 Seid immer neugierig, offen für neue Ideen und verfolgt früh genug eure eigenen wissenschaftlichen Interessen.

2 Der Austausch mit anderen Wissenschaftlern und die Netzwerkbildung sind enorm wichtig. Man sollte wissen zu welcher community man gehört und diese community kennen.

3 Lasst euch nicht von den Hürden der akademischen Laufbahn abschrecken und versucht eure Ideale zu verfolgen – auch wenn das bedeuten kann anzuecken.

 

Mehr zu Matthias findet ihr auf der Website der Uni Düsseldorf.