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Außerakademische Stellenanzeigen verstehen

Stellenanzeigen verraten viel über eine Organisation und sind Anleitungen zum Bewerben – sie müssen aber dechiffriert werden. Hier unsere Tipps dazu.
  • Stellenanzeigen können als Inspiration bei der ersten Orientierung im außerakademischen Jobmarkt dienen: Wie sind Anforderungen formuliert? Was steckt hinter einem bestimmten Jobtitel?
  • Anzeigen enthalten wichtige Informationen für ein zugeschnittenes Anschreiben und einen entsprechenden CV – ihr müsst sie nur gut übertragen können.
  • Anzeigen sind in der Regel in die folgenden Abschnitte gegliedert, sie können aber auch anders aufgebaut sein. Die wichtigsten Punkte haben wir euch hier aufgelistet.
Das Label für ein Aufgabenpaket: Der Jobtitel

Noch nie von einem Implementation- oder einer Key Account Manager*in gehört? Bei einer Sales-Position denkt ihr an Staubsauger-Vertreter?

Jobtitel sind allein oft wenig aussagekräftig. Der Wortlaut in Verbindung mit Anforderungen kann aber bei einer weiterführenden Suche helfen – ein Account-Manager bei Unternehmen A ist vielleicht nicht das richtige, wohl aber bei Unternehmen B.

Nicht abschrecken lassen – schaut erstmal, welche Aufgaben hinter dem Titel stecken. Sales in einem wissenschaftsnahen Unternehmen erfordert z.B. zunächst fachspezifisches Wissen, da die Kunden z.B. Ärzte oder Wissenschaftler*innen sind.

Den Jobtitel einfach mal im Netz oder bei LinkedIn suchen– wer macht etwas Ähnliches in welcher Organisation? Führt ein informational interview.

Beispiel: Eine Neurowissenschaftlerin arbeitet bei einem HealthTech-Unternehmen als Implementation-Managerin. Sie hilft medizinischem Fachpersonal bei der Einbindung des Produkts in Arbeitsabläufe.


Das Unternehmen stellt sich vor: »Über uns«

Inhalt und Jargon sagen viel über die Unternehmenskultur aus. In Verbindung mit der Sektion „Unser Angebot“ bekommt ihr ein Gefühl für die Form der Zusammenarbeit, ob das Unternehmen eher konservativ oder locker in den Umgangsformen ist.

Überlegt euch vorher, in welcher Arbeitsumgebung ihr euch am ehesten wohlfühlen würdet – was ist euch wichtig, was möchtet ihr auf jeden Fall vermeiden?

Recherchiert auf LinkedIn und im Netz, was ihr sonst noch über das Unternehmen findet: Wer arbeitet da? Gibt es Berichte über das Unternehmen? Wie sind die Ratings auf kununu und glassdoor?

Geht im Anschreiben auf Aspekte ein, die euch gefallen (Produkt, Werte etc.). Auch den Ton könnt ihr entsprechend übernehmen (z.B. Ansprache bei Start-up vs. Traditionsunternehmen)

Beispiel: In der Anzeige eines Start-up werdet ihr geduzt, Begriffe wie “innovativ” und “schnelles Wachstum” kommen oft vor. Bei einem Mittelständler ist die Ansprache förmlich, es geht um “Familientradition” oder “Change” – beide Unternehmen können in der gleichen Branche tätig sein! Spiegelt diese Tonalitäten.

Stellenprofil: »Ihre Aufgaben«

In der Regel sind die Aufgaben nach Relevanz absteigend gelistet. Es geht dem Unternehmen darum, jemanden zu finden, der oder die die Lösung für das Problem ist – Aufgaben sollen erledigt werden, das Unternehmen sich entwickeln.

Überlegt, mit welchen der Aufgaben ihr so oder so ähnlich auch während eures PhDs oder Postdocs bzw. als wiss. Mitarbeiter*in  vertraut wart – der Wortlaut kann unterschiedlich sein. Häufig sind einige Aufgaben auch rasch erlernbar – was könntet ihr euch ggf. on the Job oder vielleicht auch vorher noch aneignen? Dazu gehören z.B. auch unternehmensspezifische Softwarelösungen oder Prozesse.

Identifiziert sich wiederholende Keywords – nennt diese in CV und Anschreiben bzw. passt eure Sprache an den Wortlaut des Unternehmens an (s. unsere Artikel zu CV und Anschreiben).

Beispiel: “Du wirst ein echter Produktspezialist” – d.h. du punktest damit, dich schnell in neue Themen einarbeiten zu können; “Du präsentierst unsere Software mittels Webinaren…, identifizierst Schwachstellen und pflegst Beziehungen” – das sind klassische Skills eines PhDs, nenne Beispiele, wo dir das im Wissenschaftsalltag gelungen ist.


Die Anforderungen: »Ihr Profil«

Wie die Aufgaben sind die Anforderungen in der Regel nach Relevanz absteigend aufgelistet. Unternehmen formulieren alle Wünsche an eine/n Kandidat*in – kaum jemand erfüllt alle. In der Regel lässt sich aber leicht identifizieren, welche Anforderungen ein “must-have” sind und welche nicht. Achtet hierbei auch auf Hinweise wie “wünschenswert”, “von Vorteil”, “ein Pluspunkt”. Wenn ihr z.B. 50% der Anforderungen erfüllen könnt und generell denkt, den Job machen zu können, ist das zunächst ausreichend.

Identifiziert sich wiederholende Keywords – nennt diese in CV und Anschreiben bzw. passt eure Aufgabenbeschreibungen an den Wortlaut des Unternehmens an.

Konzentriert euch dann im Anschreiben auf die wichtigsten Anforderungen und verknüpft diese mit den Stärken und Fähigkeiten, die ihr mitbringt. Zeigt anhand eurer Erfahrung, wie ihr konkret diese Anforderungen erfüllen könnt.

Beispiel: “Nachgewiesene Erfolge im Vertrieb, Account Management und Kundenbetreuung” – dein “Account” kann z.B. ein Grant sein, den du federführend mit Kollaborationspartnern eingeworben hast. Du vertreibst Ideen, um Geld einzuwerben und deine Erfahrungen mit Studierenden, Kolleg*innen und vielleicht Industriepartnern haben Parallelen zur Betreuung von “Kunden”.


Das bietet das Unternehmen: »Unser Angebot«

Derzeit ist der Jobmarkt ein Bewerber*innenmarkt – d.h., Unternehmen müssen sich um Talente bemühen. Idealerweise lest ihr das an dieser Stelle heraus – und erfahrt auch einiges über das Selbstverständnis des Unternehmens. Was gibt es sonst noch für Benefits, wie z.B. Weiterentwicklungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung, Zuschuss zum ÖPNV?

Ist euch das Unternehmen sympathisch? Bietet es euch Benefits, die neben dem Gehalt und den Aufgaben großen Wert haben? Hier könnt ihr auch verhandeln (z.B. um eine 80% Stelle, teilweise Home-Office etc.). Macht euch vorher klar, was euch im zukünftigen Arbeitsalltag wichtig ist.

Beispiel: “XY bietet die einzigartige Möglichkeit, in Rollen hineinzuwachsen und sie so zu gestalten, wie Sie es für richtig halten, mit flexiblen Arbeitszeiten und Richtlinien für Remote-Arbeit, einem jährlichen Budget für Weiterbildung, einer betrieblichen Altersvorsorge und vielem mehr!” – Vielleicht gibt es Abstriche beim Gehalt (muss nicht), aber Flexibilität kann euch ja ebenso wichtig sein.


Was wird wie benötigt: Hinweise zum Bewerbungsprozess

Manchmal wird hier ausgeführt, wann die Stelle besetzt werden soll, wann Interviews stattfinden und auch welche Informationen noch benötigt werden (Gehalt, Eintrittstermin). Außerdem erfahrt ihr, auf welchem Wege eine Bewerbung erwünscht ist, welche Unterlagen es benötigt und ob es eine/n Ansprechpartner/in gibt.

Gerade bei Onlinemasken ist es wichtig, dass ihr Keywords aus der Anzeige im CV und Anschreiben wiederholt – so werdet ihr nicht schon vorher aussortiert

Denkt daran, erbetene Infos im Anschreiben zu nennen, z.B. frühster Starttermin oder Gehaltsvorstellungen (vorher informieren!).

Scheut euch nicht, eine/n angegebene/n Ansprechpartner/in zu kontaktieren – aber immer nur mit Fragen, auf die ihr wirklich keine Antwort findet.

Beispiel: Alle Unterlagen sollen in einem pdf eingereicht werden – reicht nicht zwei Word-Dokumente ein.