Nonprofit-Sektor

Zwischen Wissenschaft und Diplomatie

Dennis Schroeder forschte am Center for Science Diplomacy in Washington D.C. und zog anschließend weiter zur Weltbank nach Neu Delhi. Wenn es zu Herausforderungen zwischen Staaten kommt, kann internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit Gräben überbrücken.

Science Diplomacy – wie würdest du den Begriff beschreiben?

Erstens klingt “Wissenschaftsdiplomatie” wie ein Widerspruch in sich, denn Wissenschaft – ganz allgemein der methodische Zugang zu neuer Erkenntnis – und Diplomatie – die Vertretung der Interessen des eigenen Staates – mögen einander in traditionell-konzeptueller Hinsicht nicht. Zweitens ist “Wissenschaftsdiplomatie” eigentlich doch kein Widerspruch, ändert man den Blickwinkel.

So wird Wissenschaft etwa bei der gemeinsamen Suche nach Lösungen für grenzüberschreitende oder gar globale Herausforderungen, wie etwa den Klimawandel, zu Hilfe genommen und beeinflusst politische Entscheidungsfindung.

Drittens kann Wissenschaft die Kooperation zwischen politisch schwierigen Akteuren ermöglichen, etwa bei der Lösung gemeinsamer Probleme, tritt damit als Instrument der internationalen Verständigung auf und wirkt so im Sinne der Diplomatie.

 

Kennst du ein Beispiel wo Science Diplomacy einen besonders guten Impact hatte?  

Als erstes kommt mir der Iran Nuclear Deal in den Sinn. Aber auch das Pariser Klimaabkommen oder sämtliche internationale Kooperation in der Arktis sind sehr von wissenschaftlicher Kooperation von teils schwierigen Partnern auf politischem Fundament zu verdanken. Mit Blick in die deutsche Geschichte ist es sicher auch interessant zu erwähnen, das Deutschland und Israel im Zuge einer “Diplomatie des Vertrauens” wissenschaftliche Beziehungen bereits sechs Jahre vor den offiziellen zwischenstaatlichen Beziehungen im Jahre 1965 aufgenommen hatten.

Wissenschaftler sind mehr und mehr auf dem Parkett internationaler Beziehungen anzutreffen und mischen sich in Politisches ein

Wie wird sich Science Diplomacy in den nächsten 5 Jahren entwickeln?

Gut, hoffe ich. Wissenschaftler sind mehr und mehr auf dem Parkett internationaler Beziehungen anzutreffen und mischen sich in Politisches ein, siehe etwa den March of Science. Wünschenswert wäre ein Akzent in der Ausbildung von Akademikerinnen und Akademikern mit Blick auf das gesellschaftliche Wirkungspotential der eigenen Disziplin oder auf Anwendungsgebiete im internationalen Kontext. Gerade in Deutschland erscheint der Elfenbeinturm höher als in anderen Ländern, das sollte sich ändern.

 

Hast Du drei Karriere-Tipps an unsere Post Docs?  

1 Mal über die zeitweilige Arbeit als “technical expert” in internationalen Organisationen nachdenken und sich bewerben. Organisation wie die Vereinten Nationen, die Weltbank und viele kleinere NGOs suchen oft nach Leuten, die sich in der Tiefe mit technischen Fragestellungen auskennen.

Hinweis von uns:  Das Junior Professional Officer-Programm der Agentur für Arbeit schreibt jährlich Stellen in internationalen Organisationen aus.

2 Kommunikation mit “normalen Leuten” üben. Was hilft es, wenn das Fachpublikum die Notwendigkeit schnellen Handelns versteht, der politische Entscheidungsträger jedoch nicht?

3 Bereit zu sein, auch mal was ganz anderes zu machen. Vieles ergibt sich unterwegs.

 

Was wäre deine alternative Karriere, wenn Du noch ein Parallelleben hättest? 

Warum Alternative? Es ist doch noch alles offen.

 

Mehr zu Dennis findet ihr auf seinem LinkedIn-Profil.